„Auf einen berufsbegleitenden Master mit...“ Ute Baumann |
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Frau Baumann, Sie sind eine der ersten Studierenden im Master „Berufsbegleitende Lehrerbildung Mathematik“. Lassen Sie uns nochmal einen kurzen Blick zurück werfen, wie verlief Ihre berufliche Laufbahn bis jetzt, in welcher Position arbeiten Sie derzeit?
Nach meiner Ausbildung zur Grundschullehrerin habe ich durchgängig seit mehr als 30 Jahren Lernanfänger und jüngere Schüler in einer Potsdamer Schule unterrichtet. Nach einem Erweiterungsstudium für das Fach Mathematik an der Uni Potsdam kurz vor der Jahrtausendwende richtete sich mein Interesse stärker auf die Mitgestaltung des sich verändernden Mathematikunterrichts. Parallel zur Lehrertätigkeit in der Grundschule wurde ich ein Brandenburger Mitglied der Rahmenlehrplanentwicklergruppe für das Fach Mathematik. Als dieser Rahmenlehrplan Grundschule Mathematik 2004 in Kraft trat, übernahm ich im Rahmen der Implementation dieses Planes die Aufgabe einer Fachberaterin für Mathematik im Schulamtsbereich Brandenburg an der Havel.
2007 folgte ich dem Ruf des Potsdamer Studienseminars nach einem Fachseminarleiter für Mathematik mit dem Schwerpunkt der Primarstufe. Heute begleite ich Lehramtskandidaten im Fach Mathematik in der zweiten Phase der Lehrerausbildung mit einer Vollzeitabordnung an das Studienseminar.
Auf der Suche nach fachspezifischen Angeboten – mit aktuellem, beforschtem Fundament
Sie haben also bereits langjährige Erfahrung sowohl als Aus- als auch als Fortbildnerin im Fach Mathematik. Was hat Sie in dieser Situation motiviert, den Studiengang zu beginnen? Was hat Ihnen im Alltag gefehlt? Was hat Sie an dem Angebot besonders angesprochen?
An allgemeinen Angeboten für Fortbildende fehlte es mir am Studienseminar nicht, was mich besonders interessiert hat waren auf Mathematik ausgerichtete Formate. Auf der Suche nach fachspezifischen Fort- und Weiterbildungen für meine Fachseminarleitertätigkeit wurde ich auf das DZLM aufmerksam, besuchte einige Tagungen und verfolgte die inhaltliche Ausrichtung und bundesländerübergreifende Entwicklung des Konzeptes. Als der Masterstudiengang ausgeschrieben wurde, stellte ich neben erweiternden und vertiefenden Aspekten viele Übereinstimmungen zu meinem jetzigen Tätigkeitsbereich als Fachseminarleiterin fest.
Beeindruckt von der hochkarätigen Besetzung der Modulverantwortlichkeiten beschloss ich, mich für diesen Master-Studiengang zu bewerben, um mein Fachseminarleiter-Tun mit einem aktuellen, beforschten Fundament zu untersetzen. Bevorstehende bildungspolitische Veränderungen im Bundesland (Lehrerbildungsgesetz ab 2019) haben meinen Entschluss bestärkt.
Fachdidaktische Entwicklungen und bildungspolitische Maßnahmen gewichten lernen – und dabei das eigene Rollenverständnis festigen
Sie haben nun fast drei der sieben Module hinter sich. Wie schätzen Sie die Relevanz der Inhalte für Ihren Berufsalltag ein? Konnten Sie schon Dinge einbringen oder Veränderungen feststellen?
Zunächst hat das Studium zur Festigung meines fachlichen Rollenverständnisses beigetragen. Insbesondere bereichern Aspekte zu aktuellen Forschungsgegenständen und -ergebnissen in der Mathematiklehreraus-, fort- und -weiterbildung und tiefere Einblicke in z. B. junge Teilgebiete der Mathematik meinen Horizont.
Das bisherige Studium ermöglicht mir, mit zunehmender Gelassenheit fachdidaktische Entwicklungen und Argumentationen und bildungspolitische Maßnahmen und Entscheidungen in meinen persönlichen Erfahrungsschatz einzuordnen und zu gewichten.
Wie erleben Sie den Zeitaufwand des berufsbegleitenden Weiterbildungsmasters, ist das aus Ihrer Erfahrung gut machbar?
Das berufsbegleitende Studium stellt eine sehr hohe Anforderung an das persönliche Management des Arbeitsumfeldes bei einer Vollbeschäftigung dar. Ein Grund scheint zu sein, dass der Studiengang bildungspolitisch noch nicht so bekannt bzw. anerkannt ist.
Die Organisation des Studiengangs mit insgesamt acht Präsenszeiten jeweils freitags und samstags in Kiel und die regelmäßigen (übrigens sehr hilfreichen und kommunikativen) Webinare ermöglichen aber aus meiner Sicht eine verträgliche persönliche Zeiteinteilung. Mitunter kollidieren allerdings diese wenigen festen Termine mit den vorrangigen Aufgaben des beruflichen Tätigkeitsfeldes (z. B. Prüfungszeiträume, Elternsprechtage, Schulprojekte, Klassenfahrten) – hier muss man dann Kompromisse finden. Sicher werden diese Erfahrungen des ersten Jahrgangs in die weitere Gestaltung der Termine mit eingehen.
Erfahrungen austauschen – über Bundesländer und Schulformen hinweg
Gibt es einen Aha-Moment, an den Sie sich erinnern?
Sehr spannend ist für mich wahrzunehmen, wie es in diesem Masterstudium gelingt, dem Anspruch gerecht zu werden, über alle Schulstufen hinweg zu denken und den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Lehreraus- und -fortbildung gerecht zu werden.
Die jetzige Seminargruppe setzt sich aus Teilnehmern verschiedener Generationen zusammen, die ihren Arbeitsschwerpunkt in der Primarstufe, der Sekundarstufe I und II, der Sonderpädagogik, der zweiten und dritten Lehrerbildungsphase in verschiedenen Bundesländern haben. Durch diese verschiedenen Voraussetzungen und Erfahrungshintergründen wird der Studiengang auf sehr unterschiedliche Weise und vielfältig bereichert.
Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft des Studiengangs bzw. seiner Teilnehmenden?
Am wichtigsten scheint es mir zur Zeit, dass dieser Studiengang in allen Bundesländern hinreichend bekannt wird (auch auf der bildungspolitischen Ebenen). Insbesondere halte ich es für bedeutsam, das Konzept und die Inhalte des Studiengangs zu erläutern. Der ja eher unscheinbare Titel „Berufsbegleitende Lehrerbildung Mathematik" bringt nur wenig vom umfangreichen Anliegen des Studiengangs zum Ausdruck.
Bei der Erreichung dieses Ziels haben Sie uns mit diesem Interview sicherlich schon einen Schritt weitergeholfen. Vielen Dank für die vielfältigen Eindrücke und Informationen, was dieser Studiengang alles in sich birgt, Frau Baumann!
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